Johann Adam Michel - 
Landwirt aus Sargenroth 
(1640 bis nach 1697)

Außergewöhnlich gute Quellenlage

Johann Adam Michel ist durch Frauenbergers wissenschaftliche Arbeit "Die Bewohner der Dörfer des Oberamts Simmern 1600-1720" detailliert dokumentiert. Diese Studie gilt als Standardwerk zur Bevölkerungsgeschichte des Hunsrücks und basiert auf der systematischen Auswertung von Kirchenbüchern, Steuerlisten und Gerichtsprotokollen. Für das 17. Jahrhundert ist eine so umfassende Personendokumentation außergewöhnlich.

Johann Adam wurde 1640 geboren und lebte nachweislich bis nach 1697 - mindestens 57 Jahre. Diese Lebensdauer war für seine Zeit außergewöhnlich, da die Lebenserwartung damals bei nur 28 bis 32 Jahren lag, bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und seine Folgen. Diese niedrigen Zahlen entstanden jedoch durch die hohe Kindersterblichkeit: 35 bis 40 Prozent aller Kinder starben vor dem fünften Lebensjahr. Wer das 20. Lebensjahr erreichte, konnte zusätzlich 35 bis 40 Jahre leben. Johann Adam übertraf selbst diese korrigierte Erwartung und gehörte damit zu den langlebigsten Menschen seiner Generation.

Familie und gesellschaftliche Stellung

Johann Adam heiratete eine Frau namens Martina, deren Familienname nicht überliefert ist. Martina übernahm 30 Jahre lang Patenschaften - nachweislich 1664 und 1694. Diese Rolle wurde nur vertrauenswürdigen und wirtschaftlich stabilen Familien übertragen. Das Ehepaar hatte mindestens zwei Söhne: Jacob und Nicolaus, die beide vor 1695 heirateten.

Da Männer damals üblicherweise mit 27 bis 28 Jahren heirateten, wurden die Söhne vermutlich um 1665 bis 1670 geboren. Dass Johann Adam beide Söhne erfolgreich als eigenständige Haushaltsvorstände etablieren konnte, zeigt wirtschaftlichen Erfolg. Für Hochzeiten, Hofübernahmen oder andere Existenzgründungen war Kapital nötig.

Landwirtschaft und wirtschaftlicher Status

Die ländliche Gesellschaft war streng geschichtet. Steuerregister zeigen folgende Verteilung: Vollbauern (25,8 Prozent) erwirtschafteten Überschüsse für den Markt, Viertelhöfner (21,7 Prozent) produzierten gerade genug für die eigene Familie, und Söldner (52,5 Prozent) besaßen zu kleine Parzellen und brauchten zusätzliches Einkommen.

Johann Adams erfolgreiche Familienführung deutet darauf hin, dass er zu den wirtschaftlich stabileren Landwirten gehörte - vermutlich Viertelhöfner oder kleinerer Vollbauer, jedenfalls nicht zu den subsistenzabhängigen Unterschichten.

Religion und politischer Wandel

Die Notiz "luth./ref." in Frauenbergers Aufzeichnung spiegelt die komplexe konfessionelle Situation wider. Sargenroth wechselte 1673 vom lutherischen Herzogtum Pfalz-Simmern zur reformierten Kurpfalz. Dieser Übergang brachte nicht nur religiöse Änderungen, sondern auch neue Rechtspraktiken, Steuersysteme und Verwaltungsstrukturen.

Johann Adams Familie meisterte diese Umbrüche erfolgreich. Dass Martina vor und nach dem Konfessionswechsel als Patin fungierte, belegt ihre erfolgreiche Anpassung. Die Familie zeigte die nötige Flexibilität, um in einer Zeit des Wandels zu bestehen.

Bedeutung für die Familienforschung

Johann Adam Michel ist ein Glücksfall für die Genealogie. Seine umfassende Dokumentation macht ihn zu einem wertvollen Ausgangspunkt für weitere Forschungen. Die Kombination aus außergewöhnlicher Lebensdauer, dokumentierter Familienstruktur und wirtschaftlicher Stabilität zeigt eine erfolgreiche Überlebensstrategie in einer schwierigen Zeit. Seine Geschichte illustriert, wie Menschen des 17. Jahrhunderts trotz widriger Umstände ein erfolgreiches Leben führen konnten.

Die genealogische Grenze

Johann Adam Michel stellt jedoch auch eine genealogische Sackgasse dar. Seine Vorfahren lassen sich mit den gegenwärtig verfügbaren Quellen nicht ermitteln. Diese Forschungsgrenze ist charakteristisch für die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die historische Überlieferung.

Der Krieg führte zu massiven Bevölkerungsverlusten und zur Zerstörung vieler Archive. Die Kirchenbücher von Sargenroth beginnen um 1640 - dem Geburtsjahr Johann Adams. Frühere Aufzeichnungen, die seine Eltern oder Großeltern hätten dokumentieren können, existieren nicht oder sind verloren gegangen. Die Jahre der größten Verwüstung (1630-1648) hinterließen dokumentarische Lücken, die sich oft nicht mehr schließen lassen.

Dennoch bleiben einige Forschungsansätze theoretisch möglich. Steuerlisten der Kurpfalz oder des Herzogtums Pfalz-Simmern könnten ältere Michel-Familien in Sargenroth oder Nachbardörfern verzeichnen. Gerichtsprotokolle des Oberamts Simmern enthalten gelegentlich Hinweise auf Landkäufe oder Erbschaftsangelegenheiten, die Familienzusammenhänge erhellen könnten. Das Landeshauptarchiv Koblenz verwahrt umfangreiche Bestände aus dieser Zeit, die bisher nicht systematisch auf Michel-Familien durchsucht wurden. Als moderne Methode bietet die DNA-Genealogie Möglichkeiten, durch Vergleich mit anderen Michel-Linien der Region Verwandtschaftsbeziehungen zu identifizieren. Diese Ansätze erfordern jedoch jahrelange Archivarbeit mit ungewissem Erfolg.

 

Bei Hinweisen zu diesem Forschungszweig wenden Sie sich bitte an Markus Fudickar: 
forebears@protonmail.com

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.